Was ist ein Naturerfahrungsraum (NER)?

Was ist ein Naturerfahrungsraum? (NER)

Die folgenden Inhalte sind in leicht veränderter Form übernommen worden aus dem Leitfaden Naturerfahrungsräume in Großstädten (Pretzsch et al. 2020).

Der Raum für freies Spiel von Kindern ist gerade in wachsenden Städten schwer zu finden. NER widmen sich dem Ziel des freien und selbstbestimmten Spiels im Alltag: Es sind natürliche Freiräume, die eigenständig von Kindern und Jugendlichen erreicht werden können und in denen sie frei spielen, beiläufig lernen, Natur erfahren und sich erholen können (Schemel, 2008; Stopka & Rank, 2013).

Spielerischer Umgang mit Natur

In NER stehen das Erfahren der Natur und das freie Spiel im Vordergrund, d. h. ohne pädagogische Anleitung oder Spielgeräte. Dadurch werden bewegungsbetontes Spiel, Rollenspiel, experimentelles Spielen mit Materialien, ruhiges beobachtendes Spiel, aber auch stille Teilhabe und das Entdecken der Natur ermöglicht. Um Kindern einen unbegleiteten Besuch zu ermöglichen und Tendenzen wie Medienkonsum und Verhäuslichung entgegenzuwirken, sollten NER in unmittelbarer Wohnumgebung liegen, damit die Kinder diese selbstständig und unabhängig von einer Begleitung durch Erwachsene erreichen können.

In Großstädten hat sich die Begleitung des Betriebes durch eine (pädagogische) Fachkraft bewährt. Ob und in welchem Umfang eine Begleitung erforderlich ist, hängt von der räumlichen Lage (Größe der Stadt, Lage des NER innerhalb der Stadt etc.) und der Ausstattung der Fläche (z. B. Menge an losen Materialien) ab. Ggf. können die anfallenden Aufgaben auch durch ehrenamtlichen Einsatz abgedeckt werden. Die Begleitung kann vielfältige Tätigkeiten im Umgang mit den Nutzer*innen übernehmen, wie z. B. Beteiligungs- und Spielaktionen, Netzwerk- und Informationsarbeit. Zudem kann er/sie bei Pflege-, Kontroll- und Wartungsaufgaben eine große Unterstützung für die Verwaltung darstellen.

Wie sollen Naturerfahrungsräume beschaffen sein?

Die Größe eines NER sollte möglichst 1 ha, besser 2 ha betragen. Eine größere Fläche erhöht das Maß an Spiel-, Versteck- und Erlebnismöglichkeiten und ermöglicht eine nachhaltigere Nutzung durch eine höhere Anzahl von Kindern. Die Fläche sollte größtenteils naturbelassen sein, behutsame Pflegeeingriffe sollen nur zur Offenhaltung der genutzten Flächen wie z. B. barrierefreien Wegen oder zur Unterstützung der natürlichen Entwicklung der Vegetation stattfinden. Naturerfahrungsräume befinden sich im Stadtgebiet, idealerweise im direkten Wohnumfeld (ca. 300-500m entfernt), so dass sie fußläufig von den Kindern erreicht werden können. In einer idealen Lage gibt es keine größeren Hindernisse wie Schnellstraßen oder Gleise ohne Unterführung in der Nähe, denn Kinder zw. 6-12 sollen NER selbständig und gefahrlos erreichen können. Vor Ort unterscheidet sich der Naturerfahrungsraum von umliegenden Flächen, das geschieht durch eine Einfassung, Beschilderung und sofern erforderlich durch Zäune, Hecken, Wälle oder Wege. Natürliche Elemente wie Erdhügel, Matschlöcher und lose Materialien wie Steine, Äste oder Stammstücke von Bäumen Holzbalken  sollen zum Spielen auffordern und einladen. Auch ein Bachlauf wäre möglich dieser sollte aber nicht tief sein.

Detaillierte Informationen zu Planung, Einrichtung und Betrieb von Naturerfahrungsräumen und zum rechtlichen Rahmen sind im „Leitfaden Naturerfahrungsräume in Großstädten“ ausführlich zusammengestellt. [Link zum pdf-Download des Leitfadens]