Warum NER?

Warum eigentlich Naturerfahrungsräume?

Kinder brauchen Freiräume!

Die folgenden Inhalte sind in leicht veränderter Form übernommen worden aus dem Leitfaden Naturerfahrungsräume in Großstädten (Pretzsch et al. 2020).

Toben, balancieren, rennen, sammeln, beobachten, Früchte naschen und Höhlen bauen – natürlicher Freiraum für kindgerechte Aktivitäten wie Spielen, Lernen und Natur erfahren ist im städtischen Umfeld begrenzt. Wenn die natürliche Umwelt schwindet, vermindert sich die Möglichkeit der Erholung, sozialer Kontakte und Bewegung bei Kindern wie auch bei Erwachsenen. Gerade Kinder profitieren von wohnungsnahen Grünflächen, die sie in ihrer motorischen, sozialen und kognitiven Entwicklung unterstützen und damit eine langfristige positive Gesundheitswirkung hervorrufen. Die Abnahme von wohnungsnahen Grünräumen, etwa durch Nachverdichtung der Bebauung, Wohnungs- und Straßenbau, stellt damit eine Bedrohung der Lebensqualität für Kinder dar.

Die Wirkung natürlicher Umwelt auf Kinder

Kinder benötigen für ihre gesunde Entwicklung natürliche Freiräume. Besonders in Städten werden eine zunehmende „Verhäuslichung“ und eine Entfremdung von der Natur beobachtet, die körperliche, psychische und soziale Defizite bei Kindern hervorrufen. Den positiven Einfluss von Natur im Allgemeinen und auf die kindliche Entwicklung im Speziellen sowie auf ein positives Naturverständnis bestätigen zahlreiche Studien. Auch der Zusammenhang zwischen positiven Naturerfahrungen und umweltpfleglichen Einstellungen wurde in empirischen Studien gezeigt (Bögeholz, 1999): Umweltbewusste Erwachsene machten vielfältige Naturerfahrungen in der Kindheit.

Wie kommt es, dass natürliche Umwelt so positiv wirkt?

Natürliche Umwelt bietet eine optimale Reizumgebung zwischen neu und vertraut (Gebhard, 2014). Wenn Kinder – oder Erwachsene – einen Baum anschauen, so ist er einerseits immer gleich: Kontinuierlich wächst er, ohne dass es von dem einen auf den anderen Tag auffallen würde. Er bleibt an Ort und Stelle und ist damit eine feste Größe. Andererseits verändert sich der Baum mit den Jahreszeiten: Mal ist er kahl, mal blüht er und mal ist er voller Laub. Selbst kurzfristig, etwa mit dem täglichen Licht- und Schattenspiel, verändert sich sein Aussehen und der Baum kann freundlich oder geheimnisvoll wirken. Die Pole Kontinuität und Veränderung in der Natur treffen die kindlichen Bedürfnisse nach Sicherheit – der Baum verändert sich nur langsam und bleibt vertraut – und nach Abenteuer – der Baum erscheint mit frischem Tau anders als mit warmer, sonnenbeschienener Borke und regt dazu an, neue Dinge zu entdecken. Damit ist der Naturkontakt ein wichtiger Aspekt in der kindlichen Entwicklung. Neben der Naturwahrnehmung ist auch Bewegung in der Natur von zentraler Bedeutung für die kindliche Entwicklung. Durch Spiel und Bewegung entdecken Kinder ihre Umwelt, nehmen Kontakt zu anderen auf, machen Lernfortschritte im motorischen und kognitiven Bereich, werden selbstständiger und entwickeln ihre Persönlichkeit.

Im Unterschied zum zweckbestimmten Arbeiten ist Spiel eine zweckfreie, spontane, freiwillige, von innen heraus motivierte, lustbetonte und fantasiegeleitete Tätigkeit, d. h. ein ernst zu nehmender Lern- und Entwicklungsprozess. Darüber hinaus fördern natürliche Umwelten die Risikokompetenz der Kinder, das bedeutet, sie lernen einzuschätzen, was sie sich selbst zutrauen können, ohne sich zu gefährden (Richard-Elsner, 2017). Sie lernen, Pläne zu ändern oder aufzugeben, wenn eine Situation bedrohlich ist (Raith & Lude, 2014). Im Kontakt mit der Natur und ihren Erfahrungen daraus lernen Kinder, Gefahren abzuschätzen. Im Rückschluss heißt das, dass Kinder, die nie gelernt haben, mit risikoreichen Situationen umzugehen, auch in einem sicheren Spielraum gefährdet sind (Agde, Degünther & Hünnekes, 2013)..

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass im Vergleich zu gebauter Umwelt natürliche Umwelt einen großen Beitrag zur Gesundheitsförderung auf der psychischen, physischen und sozialen Ebene leistet. Natur stellt wichtige Bewegungs- und Lernanreize für Kinder zur Verfügung. Daher sollte die Gesundheitsförderung von Kindern durch Naturerfahrung als wichtiger Aspekt im Rahmen der Stadtentwicklung Berücksichtigung finden.